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8:30 – 11:45

Registration ab 7:45

Welle 7, Bern

Die Ateliers

Lebenswelten: eintauchen und verstehen

Jedes der sieben Ateliers ist auf eine Dauer von 90 Minuten ausgelegt und wird am Vormittag zweimal durchgeführt. Dadurch ermöglichen wir es den Teilnehmenden, während des Vormittags gleich ZWEI verschiedene Ateliers zu besuchen

Bitte beachten: Bei der Anmeldung auf ticketino.com werden Sie nach den Nummern Ihrer zwei gewünschten Ateliers sowie einer Alternativ-Option gefragt.

ATELIER 1

KONTROLLIERTES TRINKEN IM ALTER: ERFAHRUNGEN AUS EINEM INNOVATIVEN PILOTPROJEKT

Rebekka Wernli und Cédric Kaiser, Effingerhort, Holderbank

Inhalt

Sucht im Alter ist ein wachsendes, oft unterschätztes Thema. Klassische Abstinenzmodelle stossen bei älteren Menschen zunehmend an ihre Grenzen. Das vorgestellte Pilotprojekt der Effingerhort AG setzt auf einen zieloffenen Ansatz, bei dem kontrolliertes Trinken als mögliche Option innerhalb der Suchtarbeit zugelassen wird. Im Referat werden das Konzept, die praktische Umsetzung und erste Erfahrungen aus dem Projekt beleuchtet. Es wird aufgezeigt, wie durch eine ressourcenorientierte Haltung und flexible Ziele die Lebensqualität und Autonomie betroffener Senior:innen gestärkt werden können.


ATELIER 2

ELTERN VOR ALLEM – ELTERN TROTZ ALLEM

Andrea Stierli und Andrea Küng, Fachperson Suchtberatung ags, Wohlen AG

Inhalt

Der Workshop vermittelt Grundlagen und Ansätze aus dem Kurs «Eltern vor allem – Eltern trotz allem». Im Fokus stehen Themen wie Elternidentität und Ambivalenz zwischen Fürsorge und Sucht, Scham und Stigma, aber auch die Vermittlung von Schutzfaktoren und Ressourcenarbeit. Im Workshop lernen Sie konkrete Ansätze kennen, wie Sie Unsicherheiten im Umgang mit suchtbetroffenen Eltern abbauen und diese in ihrer Elternrolle professionell begleiten können – zum Wohle der ganzen Familie.


ATELIER 3

SUCHT, MIGRATION UND DIE SUCHE NACH IDENTITÄT

Dr. phil. Corina Salis Gross, Leiterin des Bereichs „Diversität und Chancengleichheit“ am Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung, Zürich und bei Public Health Services
Umberto Castra, BSc Sozialpädagoge, Università «La Sapienza» Rom, Paar- und Familientherapeut, Suchttherapie mit Migrant:innen

Inhalt

Migrationserfahrungen, kulturelle Werte und gesellschaftliche Ausgrenzung beeinflussen das Erleben von Sucht – und stellen Fachkräfte vor besondere Herausforderungen. Das Atelier bietet Einblicke in identitätssensitive und diskriminierungskritische Zugänge in der Suchtarbeit und bietet praxisnahe Impulse für eine transkategorial geöffnete, identitätsstärkende Suchtprävention und Therapie.


ATELIER 4

QUEERE IDENTITÄTEN IN DER SUCHTARBEIT: ZWISCHEN DISKRIMINIERUNG, SICHTBARKEIT UND EMPOWERMENT

Dr. Martin Viehweger, Aktivist für sexuelle Gesundheit und Arzt für Infektiologie in Berlin und Zürich

Inhalt

Substanzkonsum beschreibt den Gebrauch bestimmter chemischer, psychoaktiver Substanzen in unterschiedlichen Settings. Je nach Wirkung werden die Substanzen als „Upper“ (aktivierender Rausch) oder „Downer“ (entspannender Rausch) bezeichnet. Oft verläuft der Gebrauch unproblematisch und nimmt im Rahmen der individuellen Identitätsfindung einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert ein. Die Grenzen zu risikoreichem und problematischem Konsum verlaufen jedoch fließend und sind nur unter Berücksichtigung verschiedener Perspektiven zu beurteilen. Unter „ChemSex“ versteht man umgangssprachlich die gezielte Einnahme von Drogen in Zusammenhang mit sexuellen Aktivitäten. Crystal, Mephedron, GHB und andere abhängig machende Substanzen oder in Kombination mit anderen, werden dabei zur Steigerung der Lustgefühle beim Sex eingesetzt. Queere Menschen gebrauchen vergleichsweise häufig psychoaktive Substanzen und sind daher überproportional von gesundheitlichen Problemen betroffen, die möglicherweise mit diesem Substanzgebrauch zusammenhängen. In der Vor-Ort-Arbeit gilt hier oft Aufklärung, Information und Schutz vor Diskriminierung. Heteronormative Majoritätsgruppen zeigen dagegen oft andere, gesellschaftlich anerkannte Gebrauchskulturen, schwerpunktmäßig mit Alkohol. Sozialer Druck und die Schwierigkeit eines achtsamen und einvernehmlichen Konsums bergen Potential zur Problematisierung. Besteht daher ein Bedarf an zielgruppenspezifischen Präventions-, Beratungs- und Behandlungsangeboten? Wo gibt es Überschneidungen, wo gibt es Unterschiede? Müssen die Informationen zur Schadensminderung differenzierter an die verschiedenen Konsumenten angepasst werden? Nach Inputs zu Substanzwissen, Konsum/Missbrauch, möglichen Beratungs- und Unterstützungsangeboten öffnen wir den Raum, um gemeinsam über aktuelle Bedürfnisse zu sprechen

 


ATELIER 5

„WER EINMAL SÜCHTIG WAR…“: SUCHTERKRANKUNG, IDENTITÄTSBILDUNG UND KREATIVE IDENTITÄTSARBEIT

Alexandra Villiger, Sozialarbeiterin FH, Forel Klinik; Mara Studer, Assistenzpsychologin, Forel Klinik

Inhalt

Wenn die Suchterkrankung zur prägenden Identität wird, beeinflusst sie Selbstbild, Beziehungen und sozi-ökonomischer Status – oft über Generationen hinweg. Das Atelier beleuchtet, wie familiäre Stigmatisierung, Armut und soziale Ausgrenzung Sucht verstärken und wie Fachkräfte wertschätzend sowie ressourcenorientiert die Identitätsarbeit der Suchterkrankten anstossen können. Wir setzen uns mit folgenden Fragen auseinander: Wann wird die Sucht zur Identität – ist diese Identitätsbildung positiv oder negativ für den Heilungsprozess? Welche Säulen der Identität gibt es? Wie wirkt sich das soziale Umfeld und das familiäre Stigma auf die Behandlungsbereitschaft aus? Welche Rolle spielen Armut und strukturelle Benachteiligung in Prävention und Therapie? Wie kann eine ressourcenorientierte Praxis die gesundheitsfördernde Identitätsbildung anstossen? Welche Methoden sind da zielführend und werden in der Praxis angewandt?


ATELIER 6

JUGEND UND SUCHT: ZWISCHEN IDENTITÄTSFINDUNG, GRUPPENDRUCK UND IMPULSIVITÄT

Martina Buchli, Fachmitarbeiterin Gesundheitsförderung und Prävention bei Berner Gesundheit
Martin Lobsiger, Regionalleiter Beratung und Therapie Bern-Mittelland bei Berner Gesundheit
Gian-Marco Schmid, Autor und Musiker

Inhalt

Jugendliche stehen unter Druck: dazugehören, sich abgrenzen, eine eigene Identität entwickeln – oft alles gleichzeitig. Wer bin ich? Wer will ich sein? Was tut mir gut?
Eine identitätssensible Suchtarbeit nimmt diese Fragen ernst. Sie richtet den Blick nicht nur auf das Verhalten, sondern auf die dahinterliegenden Bedürfnisse und Entwicklungsaufgaben. Sie schafft Räume ohne Bewertung – für ehrliche Gespräche, Selbstreflexion und neue Perspektiven. Und sie begleitet Jugendliche auf ihrem Weg – mit fachlicher Klarheit, Respekt und einem sicheren Rahmen.


ATELIER 7

FRAUENSPEZIFISCHE SUCHTTHERAPIE GESTALTEN – ABER WIE?

Sarah Hügli, Oberpsychologin, Klinik Südhang; Naomi Lange, Stv. Oberärztin; Raphaela Tschümperlin, Oberpsychologin Klinik Südhang

Inhalt

Wie lassen sich Therapieangebote gestalten, die Frauen in ihrer ganzen Lebensrealität abholen?
Dieses Atelier widmet sich der Bedeutung frauenspezifischer Ansätze in der Suchttherapie: Sie eröffnen einen geschützten Raum für die Aufarbeitung traumatischer Erfahrungen, lindern Scham- und Schuldgefühle, stärken Selbstvertrauen und Solidarität, hinterfragen Rollenbilder und unterstützen eine nachhaltige Abstinenz. Gemeinsam gehen wir der Frage nach, wie ein solches Angebot konkret aussehen kann, um betroffene Frauen wirklich zu erreichen.

12:00 – 13:00

Hotel National, Bern

mittagspause

locationwechsel, stehlunch, networking

Die Teilnehmenden der Ateliers spaziern ins 5 Minuten entfernte Hotel National, wo sie ein Stehlunch erwartet. Auch Neueintreffende für das Nachmittagsprogramm können sich hier verpflegen. Unsere Sponsoren vor Ort freuen sich über Gelegenheiten zum Austausch.

13:00 – 16:00

Hotel National, Bern

referate

Facetten der Identität: Von Theorie bis gelebter Erfahrung

Der Nachmittag widmet sich den vielschichtigen Facetten von Identität – von ihren philosophischen Wurzeln über psychodynamische und kulturelle Perspektiven bis hin zu ganz persönlichen Geschichten und gesellschaftlich aktuellen Herausforderungen.

Zum Abschluss laden wir zu einer Diskussionsrunde ein, in der wir mit unseren Gästen der Frage nachgehen wollen, ob und wie die Berücksichtigung von Identitätsaspekten den nachhaltigen Erfolg therapeutischer Arbeit fördern kann.

PD Dr. med. Dr. phil. Daniel Sollberger

Stv. ärztlicher Direktor und Chefarzt, Schwerpunkt Psychotherapie und psychosoziale Therapien

IDENTITÄT – WAS IST DAS?
Inhalt

Der Begriff der Identität hat eine lange Tradition in der Philosophie, eine kürzere in der Psychologie und den Kultur- und Sozialwissenschaften. In der Psychiatrie und Psychotherapie hat er in Form der Identitätsstörung Eingang in die diagnostische Klassifikation insbesondere der Persönlichkeitsstörung gefunden und die Identitätsdiffusion ist in bestimmten, psychoanalytisch geprägten Therapieverfahren zur Zielgrösse der Behandlungen geworden. Bei der häufigen Komorbidität von Persönlichkeitsstörungen und Abhängigkeitserkrankungen spielen Fragen der Identitätsdiffusion für das Verständnis psychodynamischer Aspekte der Sucht eine zentrale Rolle.

Eine theoretisch-philosophische Einführung zum Begriff der Identität, Präsentation von klinischen Konzepten der Identität und Identitätsstörungen und ein Blick auf die Zusammenhänge von Selbstbild, Bild bedeutsamer anderer, Abhängigkeit und Sucht in ihren intrapsychischen und interaktionellen Dynamiken.


Prof. Dr. med. Kristina Adorjan

Direktorin Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie

SUBSTANZKONSUM, TRAUMA UND PSYCHOSE: ERFAHRUNGEN UND PERSPEKTIVEN AUS ÄTHIOPIEN
Inhalt

Ein Referat über den Zusammenhang zwischen Substanzkonsum, Trauma und Psychose im afrikanischen Kontext. Vorgestellt werden die Ergebnisse einer aktuellen Studie, wobei sowohl Behandlungsperspektiven als auch zentrale Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze beleuchtet werden. Ziel ist es, für die besonderen Bedürfnisse von Menschen aus afrikanischen Ländern zu sensibilisieren, die mit psychischen Belastungen und Suchterkrankungen nach Europa kommen. Dabei soll ein Beitrag dazu geleistet werden, eine ganzheitliche und kultursensible Versorgung zu ermöglichen, die soziokulturelle Hintergründe angemessen berücksichtigt.


Gian-Marco Schmid aka Gimma

Autor und Musiker

„ABSCHIEDE VON MUTTER“
Inhalt

Der Autor liest aus seinem Buch Abschiede von Mutter, einer schonungslosen, zugleich feinfühligen Auseinandersetzung mit dem Tod seiner Mutter und dem jahrzehntelangen Kampf gegen ihre Alkoholsucht. In tagebuchartigen Notizen und eindrücklichen Rückblenden tastet er sich zwischen Liebeserklärung und Abrechnung an das Unfassbare heran – ein seltener, authentischer Einblick in eine Familie am Rand der Verwahrlosung und ein eindrucksvolles Plädoyer gegen die Sucht.


Dr. med. Stephan Kupferschmid

Chefarzt und Mitglied der Geschäftsleitung Privatklinik Meiringen

DAS ICH IM DIGITALEN KONTEXT: SYSTEMISCHE UND INDIVIDUELLE PERSPEKTIVEN AUF MEDIENNUTZUNG UND SUCHTTHERAPIE IN DER TRANSITIONSTHERAPIE
Inhalt

TikTok, Instagram und andere sogenannte soziale Medien spielen im Alltag vieler junger Menschen eine zentrale Rolle. Dieses Referat adressiert die Bedeutung der Wechselwirkung von individuellen Erfahrungen und sozialen Beziehungen im digitalen Raum. Welche Rolle können soziale Medien bei der Identitätsbildung und beim Bewältigen von Entwicklungsaufgaben spielen? Welche Gefahren gibt es gerade für psychisch vulnerable junge Menschen? Dabei stehen systemische Aspekte, die sozialen Dynamiken, familiäre Kontexte und individuelle Ressourcen im Fokus.

16:15 – 17:15

Hotel National, Bern
Podium

„Ist die Berücksichtigung der Identitätsaspekte von Patient:innen ein wichtiger Faktor für nachhaltigen Therapieerfolg?“

Eine Diskussionsrunde zum Abschluss der Tagung mit

  • Martin Viehweger, FA für Allgemeine Medizin, Fachperson für Trans*Medizin
  • Gian-Marco Schmid aka Gimma, Autor und Musiker
  • Dr. phil. Corina Salis-Gross, Leiterin des Bereichs „Diversität und Chancengleichheit“ am Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung, Zürich und bei Public Health Services
  • Martina Beer, Leitung Pflege, betriebliche Mentorin FA, dipl. Pflegefachfrau, Klinik Im Hasel

Diskussionsleitung: Karin Frei